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Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Ein Leitfaden für Führungskräfte und Arbeitnehmer

Der moderne Arbeitsalltag ist nicht nur geprägt von hohen Anforderungen, knappen Deadlines und stetigem Wandel – er birgt auch enorme Chancen, die eigene Kompetenz zu erweitern und Sinnhaftigkeit in der Arbeit zu erfahren. Genau in diesem Spannungsfeld entscheidet sich, ob Beschäftigte psychisch gesund bleiben oder langfristig unter Stress und Erschöpfung leiden. Aktuelle Forschung, wie etwa eine Metaanalyse von Kivimäki et al. (2006), zeigt, dass chronisch hoher Stress am Arbeitsplatz das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen signifikant erhöht. Dabei müssen Führungskräfte und Arbeitnehmer gleichermaßen Verantwortung übernehmen, um Belastungen zu reduzieren und Ressourcen zu stärken.



Austausch zwischen KollegInnen
Austausch zwischen KollegInnen
 

Warum ist psychische Gesundheit am Arbeitsplatz so wichtig?

  • Kosten und Produktivität: Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA, 2021) gehören psychische Erkrankungen zu den Hauptursachen für Fehlzeiten und sind entsprechend kostenintensiv für Unternehmen und Gesundheitssysteme.

  • Individuelle Lebensqualität: Wer seine Arbeit als erfüllend und sinnvoll empfindet, bleibt motiviert und leistungsfähig. Umgekehrt kann chronischer Stress das Risiko für Depressionen, Angststörungen oder sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen (Kivimäki et al., 2006).

  • Unternehmenskultur: Psychisch gesunde Arbeitsbedingungen wirken sich positiv auf das Betriebsklima und das Employer Branding aus. Für viele Nachwuchskräfte spielt eine ausgeglichene Work-Life-Balance eine entscheidende Rolle bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

 

Um den negativen Folgen von Arbeitsbelastungen entgegenzuwirken, hilft ein ganzheitlicher Blick auf betriebliche Ressourcen. Das Job-Demands-Resources-Modell (Bakker & Demerouti, 2007) verdeutlicht, wie wichtig es ist, neben dem Abbau von Stressoren auch die vorhandenen Ressourcen – etwa Handlungsspielraum, soziale Unterstützung oder Weiterbildungsangebote – gezielt zu stärken.

Stressoren und Risikofaktoren

  1. Hohe Arbeitsintensität und Zeitdruck Wenn Deadline an Deadline gereiht wird, bleibt wenig Raum für Erholung und Achtsamkeit im Arbeitsprozess. Eine Studie von Rau und Buyken (2015) belegt den Zusammenhang zwischen dauerhaft hohem Arbeitspensum und somatischen wie psychischen Beschwerden.

  2. Rollenunklarheit und mangelnde Kommunikation Unklare Verantwortlichkeiten oder widersprüchliche Anweisungen führen schnell zu Verunsicherung und Stress. Regelmäßige Feedback- und Zielgespräche schaffen hingegen Struktur und Vertrauen.

  3. Soziale Stressoren Konflikte im Team, ungerechte Arbeitsverteilung oder fehlende Anerkennung sind Faktoren, die sich unmittelbar auf das Wohlbefinden der Beschäftigten auswirken (BAuA, 2021).

  4. Effort-Reward-Imbalance (ERI) Ein Ungleichgewicht aus hohem Einsatz und geringer Belohnung – sei es in Form von Gehalt, Wertschätzung oder Entwicklungsmöglichkeiten – erhöht nachweislich das Risiko für Burnout und depressive Symptome (Siegrist, 1996).

Ressourcen und Prävention


  1. Klare Ziel- und Rollenverteilung Wer genau weiß, wofür er oder sie verantwortlich ist, kann selbstbestimmter handeln. Fehlender Überblick über eigene Kompetenzen und Ziele hingegen führt zu Stress und Unsicherheit.

  2. Soziale Unterstützung Ein kollegiales Miteinander und empathische Führungskräfte wirken als „Puffer“ gegen Arbeitsstress (Kivimäki et al., 2002). Regelmäßige Teambesprechungen und offene Kommunikation sind daher essenziell.

  3. Gesundheitsfördernde Arbeitsorganisation

    • Pausen und Erholungsphasen: Selbst kurze Mikropausen oder eine bewusste Mittagspause können das Stressniveau senken.

    • Flexibilität: Zeitautonome Modelle (z. B. Gleitzeit) ermöglichen eine bessere Work-Life-Balance.

  4. Betriebliche Programme Ob Stressmanagement-Seminare, Yoga-Angebote oder psychologische Beratungsstunden – gesundheitsfördernde Angebote sollten allen Beschäftigten offenstehen.

Zweis Abbildungen zum Thema Brainstorming
Brainstorming
 

Handlungsempfehlungen für Führungskräfte

  • Offene Kommunikationskultur etablieren Führungskräfte, die regelmäßig Feedback einholen und konstruktiv weitergeben, stärken das Vertrauen im Team. Dies senkt die Hemmschwelle, Probleme frühzeitig anzusprechen.

  • Ressourcenorientierte Aufgabenverteilung Individuelle Stärken und Kompetenzen der Mitarbeitenden sollten bewusst gefördert werden. Wer in den „richtigen“ Aufgabenbereichen eingesetzt wird, erlebt häufiger Erfolgserlebnisse und motivierende Selbstwirksamkeit.

  • Gesundheit als Führungsaufgabe sehen Eine Schlüsselfrage lautet: „Wie kann ich mein Team so unterstützen, dass es langfristig leistungsfähig und gesund bleibt?“ Regelmäßige Fortbildungen zum Thema „gesundes Führen“ helfen, diese Rolle professionell auszufüllen.

  • Positives Vorbild sein Wer als Führungskraft rund um die Uhr erreichbar ist oder selbst Pausen ignoriert, signalisiert dem Team, dass dies der „Normalzustand“ sei. Führungskräfte sollten daher achtsam mit sich selbst umgehen und Grenzen wahren.

Handlungsempfehlung für ArbeitnehmerInnen


 

Fazit

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein gemeinschaftliches Projekt von Führungskräften, Mitarbeitenden und der betrieblichen Organisation. Wer den Arbeitsalltag sinnvoll gestaltet, Stressoren reduziert und ausreichend Ressourcen bereitstellt, schafft langfristig ein Umfeld, in dem Produktivität und Wohlbefinden Hand in Hand gehen. Die Forschung – von großangelegten Metaanalysen (Kivimäki et al., 2006) bis hin zu betriebsnahen Studien (Rau & Buyken, 2015) – belegt eindrücklich, dass ein gezielter Einsatz von Präventions- und Gesundheitsmaßnahmen messbare Effekte für Unternehmen und Beschäftigte hat. Ein respektvolles Miteinander, klare Kommunikationswege und die gezielte Förderung von Ressourcen bilden das Fundament, um auch in herausfordernden Zeiten psychisch gesund zu bleiben.


 

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Fünf Personen die sich unterstützen
Unterstützung

 

Quellen

  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2021). Stressreport Deutschland. BAuA.

  • Kivimäki, M. et al. (2002). Work stress and risk of cardiovascular mortality: Prospective cohort study of industrial employees. BMJ (Clinical research ed.).

  • Kivimäki, M. et al. (2006). Work stress and incidence of newly diagnosed depression: a prospective cohort study of middle-aged men and women. The Lancet.

  • Kim, S. et al. (2017). How short breaks help with job demands: A daily diary study. Applied Psychology: An International Review.

  • Rau, R., & Buyken, D. (2015). Arbeit und Gesundheit: Evidenzbasierte Methoden zur Reduktion arbeitsbedingter psychischer Belastung. Springer.

  • Siegrist, J. (1996). Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. Journal of Occupational Health Psychology, 1(1), 27–41.

  • Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2007). The Job Demands-Resources model: state of the art. Journal of Managerial Psychology, 22(3), 309–328.


 
 
 

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